Alljährlich am 30. September wird der Internationale Übersetzertag gefeiert. Daher danken wir heute allen Übersetzern, die für uns technische oder werbliche Texte professionell in ihre Muttersprache übersetzten.

Ob der Heilige Hieronymus der ideale Schutzpatron für Übersetzer ist? Man wollte wohl einen Schutzpatron finden, der in der fernen Vergangenheit lebte, sich keiner üblen Machenschaften bediente und dem man nicht den Kopf vom Halse trennte.

Der hochgelehrte Hieronymus übersetzte viele Bücher des Alten Testaments aus dem Altgriechischen (und nach eigenen Angaben auch aus dem Hebräischen) ins Lateinische und überarbeitete eine bestehende lateinische Übersetzung des Neuen Testaments. Außerdem übersetzte und überarbeitete er die Chronik des Eusebius von Caesarea, ein Standardwerk der Kirchengeschichte. Darüber hinaus war er ein anerkannter Autor. Er schrieb theologische Kontroversen, legte die Bibel aus, und in Briefen verfasste er 135 Biografien, die in einer Sammlung „De viris illustribus“ („Über berühmte Männer“) zusammengefasst wurden.

Seine Machenschaften sind wohl doch nicht unumstritten gewesen, den Tod seiner Schülerin Blaesilla im Jahre 384 schrieb die Gesellschaft einer von ihm geförderten Askese zu. Daraufhin musste er schleunigst Rom verlassen. Allerdings ist die Mutter von Blaesilla mitgereist, was für eine gewisse Unschuld seinerseits spricht. Vom Jahre 385 an lebte Hieronymus in Betlehem, wo er im Jahre 420 verstarb. Das war bestimmt genug Zeit, sich mit Land und Leuten auseinanderzusetzen, sodass er auch eine Landeskunde Palästinas veröffentlichte.

Mit seinem Ortswechsel wurde der Heilige Hieronymus vielen Übersetzern auch in diesem Umstand ein Vorbild: Er verließ seine Heimat und zog in die Fremde, was viele Übersetzer auch heute noch tun, weltweite Vernetzung hin oder her.

Und da wir schon in die frühen Zeiten abgetaucht sind, wollen wir den Blick von unserem Heiligen Hieronymus auf die ganze Gelehrtengesellschaft der Antike und des frühen Mittelalters schweifen lassen, denken wir an das Haus der Weisheit in Bagdad, oder an die Schule von Toledo:
Vermutlich waren die Gelehrten jener Zeit immer auch Übersetzer. Fremdsprachen lernten sie alle, und ein Auslandsaufenthalt gehörte meistens zur Ausbildung.

Von ihrem Besuch fernöstlicher, international anerkannter Lehrstätten haben diese Menschen neues Wissen und ihre Übersetzungen in ihre Heimat mitgebracht. Und wir verdanken ihnen sehr viel, auch wenn gewiss viele von ihnen namentlich im Dunkel der Geschichte verschwunden sind.

Auf die Übersetzer!
Mit Eurer Arbeit bringt Ihr heute noch Licht ins Dunkel.
(Bild: Schwantalerstraße, München)