Wir erhalten in InDesign meistens werbliches Material wie Broschüren oder Kunden- respektive Mitarbeiterzeitungen, manchmal auch Kataloge. Viele dieser InDesign-Dokumente zeigen Schwächen auf, die man bei der Ersterstellung vermeiden könnte:
- Text wird ohne Formatvorlagen – insbesondere ohne Absatzformate – formatiert.
- Um Zeilenwechsel zu beeinflussen, wird Text zuweilen über die Laufweite so verändert, dass ein bestimmtes Wort noch auf der Vorzeile steht oder in der nächsten Zeile landet. Es ist sinnvoll, die Übersetzer über Veränderungen dieser Art in Kenntnis zu setzen oder ein Originaldokument vorzuhalten, welches in dieser Weise noch nicht verändert wurde.
- Wenn der Zeilenabstand manuell geändert wird, geht diese Information bei der Konvertierung InDesign -> Idml -> MemoQ -> Idml -> InDesign verloren. Bei Absatzformaten bleibt die Information erhalten.
- Wenn die Schrift für die Zielsprache geändert werden muss (wegen sprachbedingter Sonderzeichen, die in der Hausschrift nicht dargestellt werden können), kann dies über verknüpfte Formate sehr schnell erfolgen. Manuell ist die Umstellung auch möglich, doch sie dauert länger, insbesondere wenn viele Schriftschnitte im Einsatz sind.
- Aufzählungen sind nicht mit Absatzformaten oder „Einzug bis hierhin“ erstellt, sondern mit Shift-Returns und Tabs.
Diese Zeichen müssen vor der Übersetzung entfernt werden. - Grafiken enthalten Text.
Wenn Grafiken mit Text überarbeitet werden müssen, geht das zu Lasten der Zeit für den Zielsprachensatz.
Wenn die Grafiken pixelorientiert sind und Farbverläufe enthalten, ist die Bearbeitung komplizierter und zuweilen ist das Ergebnis nicht optimal. - Manchmal ist vektorisierter Text enthalten, das heißt, z. B. Titel sind nicht mehr editierbar, da der Text in Kurven gewandelt wurde.
- Tabellen wurden gezeichnet.
Das ist nicht praktisch für Text, der nach der Übersetzung nicht mehr 2-, sondern 3-zeilig läuft: alle betroffenen Linien und Textrahmen müssen versetzt werden. Mit der Tabellen-Funktion werden die Tabellenzellen automatisch größer, wenn der Text länger wird. - Einer unserer Kunden bemängelte, dass die Texte der InDesign-Datei oft in einer nicht nachvollziehbaren Reihenfolge in Trados eingelesen werden. Das müssen wir leider bestätigen: Die Reihenfolge ist abhängig von der Reihenfolge der Erstellung dieser Textrahmen. Wenn also die Hauptüberschrift ganz am Schluss eingefügt wird, wird sie bei der Übersetzung ganz am Ende eingelesen. Und wenn zusammenhängende Texte in nicht verknüpften Textrahmen hinterlegt werden, werden diese auch aus dem Zusammenhang gerissen in Trados eingelesen.
Wir empfehlen unseren Kunden:
- Überprüfen Sie, ob die erhaltenen Dokumente technisch in Ordnung sind.
Dies kann im Zuge einer Endabnahme parallel zur inhaltlichen Überprüfung erfolgen. - Es ist für jede Überarbeitung (z. B. Neuauflage) und ganz besonders für die Übersetzungen sinnvoll, das Dokument technisch korrekt aufzubereiten. Auf diese Weise reduzieren Sie den Aufwand für Satzarbeiten in den Zielsprachen.
- Arbeiten Sie mit Absatzformaten. Damit können Sie garantieren, dass Ihre Überschriften und Absätze stets gleich formatiert sind. Außerdem können Sie leichter Sprachen und Schriften umstellen, falls notwendig, Sie können besser Inhaltsverzeichnisse erstellen … die Vorteile sind nahezu unendlich.
- Wenn manuelle Aufzählungszeichen oder Einzüge benötigt werden, kann man mit „Einzug bis hierhin“ für alle nachfolgenden Zeilen einen festen Einzug definieren. Das erspart Ihnen manuelle Zeilenwechsel und Tabs oder Leerzeichen in den nachfolgenden Zeilen.
- Wenn Sie Text im Dokument vorfinden, der nicht editierbar ist (in Kurven gewandelt, in Grafiken vorhanden), dann können Sie diesen in Rahmen auf dem Montagerand erfassen. Auf diese Weise wird dieser Text im Kontext mit übersetzt. Das erspart nicht die Bearbeitung von Grafiken, erleichtert aber die Übersetzung.
- Wenn der Text in korrekter Reihenfolge in das Translation Memory-System eingelesen werden soll, sollte der Grafiker bei seiner Bearbeitung zusammenhängende Texte in verknüpften Textrahmen hinterlegen. In früheren Tagen gabs mal ein Tool, welches in QuarkXpress die Textrahmen neu durchzählte. Doch selbst wenn ein Tool unglaublich schlau agiert, es wird niemals erkennen können, dass ein Text von Seite 1 auf Seite 2 fortgeführt werden soll, wenn die Textrahmen nicht verknüpft sind.
- Bei Senior-Editing und Dokumenten unter 20 Seiten dürfte es sinnvoll sein, die Übersetzung und das anschließende Senior-Editing in Word zu erledigen. Der Translation Memory-Prozess kann dennoch implementiert werden. Die Übersetzungen werden nach dem Editing, während der Satzphase, in das InDesign-Dokument einkopiert. Unserer Erfahrung nach ist der Kopiervorgang bei kleineren Dokumenten nicht zwangsläufig aufwändiger als das reine Setzen einer übersetzten InDesign-Datei. Umfangreiche Änderungen, die als PDF-Datei ankommen, verursachen einen höheren Aufwand und sind fehleranfälliger. Stellen Sie sich an dieser Stelle eine zweiseitige Broschüre vor, in die 80 Korrekturen einzubringen sind. Senior Editing macht’s möglich.